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Das Mikrobiom – Mythen und Fakten

Um das menschliche Mikrobiom ranken viele Mythen; für viel Geld lassen Menschen «Mikrobiom-Analysen» durchführen und kaufen Probiotika. Doch was ist eigentlich wirklich belegt zum Thema Mikrobiom und wo liegen Irrtümer vor?

AdobeStock 557559279 wellphoto mit ANN LogoSo ganz allein sind wir Menschen eigentlich nie: Milliarden Mikroorganismen wie Viren oder Bakterien, Pilze, Protozoen und Archaeen bevölkern unseren Körper und unterstützen uns jeden Tag, z.B. bei der Verdauung oder der Abwehr von Krankheitserregern. Das „Mikrobiom“ fasziniert nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Spätestens seit Büchern wie „Darm mit Charme“ hat es die Darmgemeinschaft in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit geschafft. Doch es sind auch viele falsche Annahmen weit verbreitet: Höchste Zeit, die Mythen über das Mikrobiom etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Mythos: «Die Forschung zum menschlichen Mikrobiom ist neu»

Mit Sicherheit hat sich die Forschung zum Mikrobiom in den letzten 10 bis 20 Jahren stark beschleunigt, neu ist sie jedoch definitiv nicht. Bereits im frühen 19. Jahrhundert wurde über eine möglicherweise nützliche Darmflora gesprochen und Begriffe wie die „Darm-Hirn-Achse“ diskutiert.

Mythos: «Das Mikrobiom wiegt 1–2 kg»

Eine weit verbreitete Annahme besagt, dass das durchschnittliche Mikrobiom ein Gewicht von stolzen 1-2 kg auf die Waage bringen würde – doch das ist unwahrscheinlich. Prinzipiell geht man davon aus, dass die mikrobiotische Masse weniger als die Hälfte des Gewichts von Stuhlfeststoffen ausmacht und insgesamt wahrscheinlich nicht mehr als 500 g beträgt. Zudem ist die Zusammensetzung von Mensch zu Mensch unterschiedlich und verändert sich im Laufe des Lebens und in Abhängigkeit von Faktoren wie Ernährung, Medikamenten, Bewegung etc.

Mythos: «Der Mensch hat zehnmal mehr Mikroorganismen als Zellen»

Die Behauptung, dass die Mikrobiota die menschlichen Zellen im Verhältnis 10:1 übertrifft, stammt aus einer groben Schätzung der 1970er Jahre. Genaue und valide Zahlen gibt es bis heute nicht. Allerdings deuten neuere Analysen eher darauf hin, dass das Verhältnis näher an 1:1 liegt, was immer noch eine beeindruckende Menge darstellt.

Mythos: «Kinder erben ihr Mikrobiom von ihrer Mutter»

Es gibt tatsächlich einige Mikroorganismen, die bei der Geburt von Müttern auf ihre Neugeborenen übertragen werden – doch der Anteil am Gesamtmikrobiom bleibt gering. Die Zusammensetzung des Mikrobioms ist individuell und noch nicht in Gänze verstanden. Sicher ist jedoch: Selbst eineiige Zwillinge, die im selben Haushalt aufwachsen, haben nicht das gleiche Mikrobiom.

Mythos: «Der Grund für die meisten Erkrankungen ist ein Pathobiom»

Allein den Begriff „Pathobiom“ würden einige schon als Mythos deklarieren. Die Begründung: Selbst Bakterien mit sehr schlechtem Ruf wie Escherichia coli oder Clostridioides difficile sind nicht per se problematisch, sondern können ein Leben lang ein asymptomatischer Teil des Mikrobioms sein. Mikroorganismen als generell „gut“ oder „schlecht“ zu beurteilen, ist nicht richtig. Trotzdem: Viele Erkrankungen korrelieren mit Veränderungen des Mikrobioms, eindeutige „Kipppunkte“, ab denen ein Mikrobiom pathologisch ist, sind jedoch schwer zu definieren. Es gibt allerdings auch schon jetzt vielversprechende Studien zu therapeutischen Stuhltransplantationen, die z. B. Patienten mit Colitis ulcerosa helfen könnten.

Kommunikationszentrale, Verdauungsorgan, Immunsystem. Bei aller Begeisterung für die (Darm)flora ist es wichtig, sich nicht von Vermutungen und Überschätzungen treiben zu lassen und die Studienlage in dem Gebiet genau unter die Lupe zu nehmen. Falsche Hoffnungen und Geschäftsmodelle wie die kommerzielle Mikrobiom-Analyse sind nicht zielführend. Dennoch – der Hype um das faszinierende menschliche Mikrobiom hat durchaus seine Berechtigung [1, 2].

Referenzen:
1. Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Pressemeldung, 05. Dezember 2023
2. Walker, Hoyles (2023): Human microbiome myths and misconceptions. Nature microbiology, DOI: 10.1038/s41564-023-01426-7

Quelle:
Gelbe Liste. Mathilda Recht. Das Mikrobiom – Mythen und Fakten. https://www.gelbe-liste.de/gastroenterologie/mikrobiom-mythen-fakten; zuletzt aufgerufen am 01.02.2024

Bild: Adobe Stock/Veronica

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