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Erkenntnisse zur Migräne-Prophylaxe bei Kindern

Zur Migräne-Prophylaxe existierten bisher kaum positive Daten. Nun wurden Cinnarizin und Natriumvalproat in einer randomisierten, kontrollierten, doppelblinden Studie untersucht. Mit Erfolg: Beide Arzneistoffe waren ungefähr gleich wirksam und jeweils signifikant wirksamer als Placebo.

AdobeStock 557559279 wellphoto mit ANN LogoMigräne ist bereits im Kindes- und Jugendalter eine relevante Erkrankung. Rund 8% aller Heranwachsenden leiden unter den anfallsartigen Kopfschmerzattacken. Eine Prophylaxe wird ab vier Attacken pro Monat empfohlen oder sofern der Alltag durch die Migräne eingeschränkt ist. Zur Prophylaxe der kindlichen Migräne stehen bislang nur wenige Arzneistoffe zur Verfügung, der Einsatz erfolgt in der Regel off-label.

Bisher kaum positive Daten

Bisher war es allerdings kaum gelungen, bei Kindern den Nutzen einer Migräne-Prophylaxe wissenschaftlich zu belegen. In einer grossen Netzwerk-Meta-Analyse werteten die Wissenschaftler 23 Studien aus den Jahren 1967 bis 2018 mit über 2200 pädiatrischen Patienten aus. Untersucht wurde die Wirksamkeit von Antiepileptika, Antidepressiva, Calciumkanalblockern, Blutdrucksenkern oder Nahrungsergänzungsmitteln im Vergleich zu Placebo. Lediglich eine Prophylaxe mit Topiramat und Propranolol erwies sich kurzfristig – über einen Zeitraum von weniger als fünf Monaten – als überlegen. Langfristig konnte in dieser Analyse jedoch für keine der untersuchten Therapien ein signifikanter Vorteil gegenüber Placebo festgestellt werden. Diese Ergebnisse liessen vermuten, dass die vorbeugende medikamentöse Behandlung der Migräne bei Kindern und Jugendlichen in den meisten Fällen langfristig nicht besser wirkt als Placebo. Und vermutlich ist der Placebo-Effekt bei pädiatrischen Patienten besonders stark ausgeprägt. Dank einer neuen Studie scheint sich das Blatt jedoch zu wenden.

Cinnarizin und Natriumvalproat bewähren sich in Studie

Im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie wurden nun die Sicherheit und Wirksamkeit von Cinnarizin und Natriumvalproat untersucht. Cinnarizin wirkt als Calcium-, Histamin-, Dopamin-, Serotonin- und Bradykininantagonist und ist in der Schweiz zur Behandlung von Schwindel im Handel. Natriumvalproat blockiert spannungsabhängige Natrium- sowie Calcium-Kanäle und erhöht die Konzentration von Gamma-Aminobuttersäure (GABA) im synaptischen Spalt.

In die dreiarmige Doppelblindstudie wurden insgesamt 158 Migränepatienten zwischen sechs und 17 Jahren randomisiert, 149 schlossen die Studie ab. Davon waren je 49 Teilnehmer in der Cinnarizin- und Placebo-Gruppe sowie 51 in der Valproat-Gruppe. In den ersten vier Wochen lernten die Teilnehmer bzw. ihre Eltern, für die gesamte Studiendauer ein Tagebuch über die Migräneepisoden zu führen. Anschliessend folgte die doppelblinde Behandlungsphase für zwölf Wochen. Hier erhielten die Patienten zweimal täglich entweder Cinnarizin, Natriumvalproat oder Placebo.

Im Vergleich zum Ausgangswert verringerte sich die Häufigkeit der Migräneattacken in allen drei Behandlungsgruppen signifikant: Gegenüber Placebo traten jedoch sowohl unter Cinnarizin als auch unter Natriumvalproat signifikant weniger Migräneattacken auf. Im Schnitt konnte die Häufigkeit um 3,4 (Cinnarizin vs. Placebo) bzw. 3,1 (Natriumvalproat versus Placebo) reduziert werden. Auch in Bezug auf die Intensität der Migräneattacken erwiesen sich Cinnarizin und Natriumvalproat einer Placebo-Behandlung als überlegen. Auf einer Skala von 0 bis 10 war die Migräneintensität unter Cinnarizin gegenüber Placebo im Schnitt um 1,5 Punkte geringer, unter Natriumvalproat betrug der Unterschied zu Placebo 1,6 Punkte. Die Anzahl der Episoden konnte bei 71% der Teilnehmer in der Cinnarizin-Gruppe, bei 66% in der Natriumvalproat-Gruppe und bei 42% im Placebo-Arm mindestens halbiert werden. Neun Teilnehmer berichteten über unerwünschte Ereignisse wie Sedierung, Übelkeit und Erbrechen, Anorexie, Schwindel, Tremor. Ein Teilnehmer der Natriumvalproat-Gruppe brach die Therapie wegen schwerer Sedierung ab.

Vor allem Cinnarizin bei Kindern und Jugendlichen eine mögliche Option

Insgesamt erwiesen sich beide Wirkstoffe als ähnlich gut wirksam und gut verträglich. Beim Einsatz von Natriumvalproat muss jedoch die teratogene Wirkung berücksichtigt werden. Den Studienautoren zufolge könnte daher insbesondere Cinnarizin zur Langzeitprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen in Betracht kommen. 

Referenzen
Locher C et al. Efficacy, Safety, and Acceptability of Pharmacologic Treatments for Pediatric Migraine Prophylaxis: A Systematic Review and Network Meta-analysis. JAMA Pediatr 2020 doi: 10.1001/jamapediatrics.2019.5856]

Amanat M et al. Cinnarizine and sodium valproate as the preventive agents of pediatric migraine: A randomized double-blind placebo-controlled trial. Cephalalgia. 2019; doi: 10.1177/0333102419888485
Diener HC et al. Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne. S1-Leitlinie. Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.). AWMF-Registernummer: 030/05; Abruf am 10. Februar 2020

Quelle
Adaptiert nach: Deutsche Apotheker Zeitung. Jutta Hupfer. Migräne bei Kindern vorbeugen. Cinnarizin und Natriumvalproat bewähren sich in Studie. www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2020/daz-18-2020/migraene-bei-kindern-vorbeugen; zuletzt aufgerufen am 01. Februar 2024

Bild: Adobe Stock/Africa Studio

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